Interviewer: Ryo Gonzalo (Ryo)
Interviewter: Cuberto Machiavelli (Machiavelli)

Ryo Gonzalo: Guten Tag Mister Machiavelli, es ist mir eine außerordentliche Freude heute für den Blue Report hier in diesem Palast der Casa Bonnet interviewen zu dürfen. Da fällt mir ein, ich habe Gerüchte gehört, dass die Casa Bonnet von einem der Tenryuubito erbaut worden sei, wissen sie als Herrscher dieser Insel etwas genaueres über diese Gerüchte?

Cuberto Machiavelli: Dazu kann ich nicht viel sagen. Die Aufzeichnungen über dieses Haus beginnen einige hundert Jahre nach seinem angeblichen Bau durch einen Tenryuubito, dort gehören sie einem nahen Mitarbeiter. Diese verdienen natürlich auch genug, um sich so ein prachtvolles Domizil zu bauen, aber die Wahrheit werden wir wohl niemals ganz erfahren. Ich bin einfach froh, hier leben zu dürfen.

Ryo: Schade, bleibt dieses Geheimnis wohl ungelüftet, aber ich muss ihnen Recht geben, hier leben zu dürfen muss wahrlich herrlich sein. Wie lange wohnen sie denn jetzt schon hier in diesem Palast?

Machiavelli: Es dürften jetzt schon fast dreißig Jahre sein. Ich habe damals als Schreiber für den leider verstorbenen Robert Bonnett angefangen. Seitdem lebe ich hier, auch wenn sich meine Situation natürlich nach und nach gebessert hat. Erst war ich nur ein Schreiber, stieg aber schon bald zu einem von Herrn Bonnetts bedeutendsten Mitarbeitern auf. Und seitdem auch der letzte Spross dieser Familie das Casa Bonnett verlassen hat, fast ein Jahr ist das her, bewohne ich gemeinsam mit einigen Bediensteten dieses Domizil alleine.

Ryo: Das war damals wohl ein Schock für alle, als der Mann, der die Insel zu dem gemacht hat, was sie heute ist verstarb. Wie kam es eigentlich, dass sie zu der Rechten Hand von Herrn Bonnet aufstiegen? Was zeichnet sie aus, verraten sie unseren Lesern doch ihr Geheimnis?

Machiavelli: Disziplin. Man muss immer wissen, was der hohe Herr wünscht und als nächstes zu tun gedenkt. Und da man so etwas nie mit absoluter Sicherheit sagen kann, muss man sich alle möglichen Schritte offenhalten. Das ist alles andere als einfach, aber nur so kann man es in dieser Welt zu etwas bringen.

Ryo: Klingt in der Tat nach einer komplexen Aufgabe, aber wie es scheint haben sie die gemeistert, denn sonst wären sie ja jetzt wohl kaum der Herrscher von Lumiere. Was unsere Leser aber auch sicher interressiert sind die Gründe für die Flucht des jungen Constacio Bonnet. Immerhin war er keinesfalls ein schlechter Regent und trotzdem verschwand er aus heiterem Himmel. Was wissen sie über die Gründe für diese Flucht? Gab es im Vorfeld vielleicht Anzeichen bei Constacio, dass er unzufrieden war, oder sprach er davon zu fliehen und anderswo zu leben?

Machiavelli: Erst einmal will ich betont wissen, dass ich mich nicht als Herrscher sehe, sondern als Verwalter. Die Herrscherrolle dieser Insel fällt traditionell den Bonnetts zu und ich will mir nicht anmaßen, mich darüber zu erheben. Was den jungen Herrn Constacio angeht, so kann ich Ihnen diese Frage beim besten Willen nicht beantworten. Er war in jeder nur denkbaren Hinsicht reif für diese Aufgabe, aber möglicherweise war es emotional noch zu früh für ihn. Ich kann ihn irgendwo auch verstehen, als junger Mann möchte man sich nunmal ein wenig die Hörner abstoßen und das kann man schlecht, wenn man eine ganze Insel zu verwalten hat. Trotzdem erfüllte mich sein plötzlicher Weggang mit Trauer und ich bin sicher, dass es vielen Leuten hier auf Lumiere genauso geht.

Ryo: Sein Weggang wird dann doch auch sicher den jüngsten der Bonnets, Stanley, stark mitgenommen haben. Halten sie das für einen der Gründe, warum dieser kurze Zeit später ebenfalls verschwand? War er emotional einfach noch nicht reif für diese Aufgabe?

Machiavelli: Wenn ich das nur wüsste. Es könnte sein, dass Stanley einfach zuviel durchmachen musste. Vater, Mutter und Bruder wurden ihm binnen kürzester Zeit genommen, dann noch diese Aufgabe, eine ganze Insel zu verwalten. Ich kann und will mich nicht in seine Situation hineinversetzen. Aber im Gegensatz zu Constacio bin ich mir bei Stanley nahezu sicher, dass er sich noch auf der Insel befindet, auch wenn wir ihn bisher nicht finden konnten. Er hat Lumiere noch niemals in seinem Leben verlassen und wird dies auch so schnell nicht tun. Ich hoffe, ihn wiederfinden und auf seine Aufgabe vorbereiten zu können, gegen alle Schwierigkeiten.

Ryo: Woher nehmen sie diese Sicherheit, dass er die Insel nicht verlassen wird? Der Verlust so vieler beudeutsamer Menschen kann einen jungen Mann schließlich stark verändern. So kann es doch auch gut sein, dass er Stanley Bonnet dazu bewegt hat die Insel mit dem nächst besten Schiff zu verlassen?

Machiavelli: Nennen Sie es Menschenkenntnis oder ein Gefühl. Ich habe Stanley Bonnett von seiner Geburt an gekannt und aufwachsen sehen. Einen empirischen Beweis für meine Vermutungen habe ich nicht, aber ich kenne diesen Jungen länger als irgendjemand sonst. Von seinem Vater abgesehen.

Ryo: In Ordnung, hoffen wir dass sie ihr Gefühl nicht täuscht. Was mich in diesem Zusammenhang und sicherlich auch die Bewohner von Lumiere interressiert ist die Frage, warum sie ein lokales Kopfgeld auf den Jungen ausgesetzt haben? Hat er jetzt irgendwas verbrochen, dass ein Kopfgeld, was für gewöhnlich nur Verbrecher und Piraten bekommen, rechtfertigt?

Machiavelli: Da sehen Sie, welche Schattenseiten Einfluss und Geld mit sich führen. Ich setze eine großzügige Summe darauf aus, dass jemand Hinweise über Stanley Bonnetts Aufenthaltsort preis gibt und die Presse macht sofort ein Kopfgeld daraus. Wenn Sie sich die Mühe machen, den Steckbrief zu lesen steht dort: "Für Hinweise zum Aufenthaltsort oder über die Person im Allgemeinen". Ein Kopfgeld ist dies nicht und jeder der das behauptet weiß nicht wovon er redet.

Ryo: Natürlich, das ist dann etwas anderes, ich entschuldige mich für meine mangelhafte Recherche. Ich habe lediglich kurz zuvor den Begriff Kopfgeld im Zusammenhang mit Stanley gehört und habe da wohl etwas zu viel in die Sache hineininterpretiert. Kommen wir doch zu einem anderen Thema. Was sind ihre zukünftigen Pläne für Lumiere, sollte der junge Stanley nicht wieder auftauchen?

Machiavelli: Schon verziehen. Es ist einfach zu verlockend, sich auf Informationen zu verlassen die andere bereits geschrieben haben, dafür habe ich Verständnis.
Sollte Stanley nicht wieder auftauchen, werde ich versuchen die Insel im Geiste seines Vaters weiterzuführen. Im Moment bemühe ich mich besonders, Lumerus' Kunsthäuser weiter auszubauen. Wir stehen als Casinoinsel in direkter Konkurrenz zu Casino Town und können dort zumindest kurzfristig nicht punkten. Also werde ich das ausbauen, was unsere Insel in den Blues einzigartig macht, meine nächsten Sorgen gelten also unserem berühmten Vergnügungspark La Grande Furiosa und den.. nennen wir es einmal etwas makaberen Wetten in Paras-Moi.

Ryo: Dann wünsche ich ihnen dabei Erfolg und möchte nur noch einigen Gerüchten, welche ich aufgeschnappt habe, nachforschen. Als ich auf der Insel ankam, ist mir nämlich unter anderem das Gerücht zu Ohren gekommen, dass die Marine an Einfluss gewinnt. Was steckt an Wahrheit in dieser Aussage und wenn es stimmen sollte, wie kommt es, dass sie der Marine einen größeren Einfluss gewähren?

Machiavelli: Nun, unsere Insel gewinnt an Reichtum. Sie können nicht erwarten, dass das der Marine ewig verborgen bleibt. Und außerdem sorgt die von mir hoch geschätzte Lea Scifionore immerhin dafür, dass die umliegenden Gewässer von Piraten verschont bleiben. Wenn Sie dafür einen festen Ankerplatz und ein klein wenig Mitspracherecht in Sachen Seefahrt um Lumiere herum fordert ist das in meinen Augen mehr als akzeptabel.

Ryo: Natürlich, das ist durchaus verständlich, aber was ist denn mit den Söldnern, die Lumiere bisher von Piratenangriffen geschützt haben? Fürchten sie, dass diese nicht mehr ausreichen werden?

Machiavelli: Sie als Reporter wissen doch sicher ebenso gut wie ich, dass mit dem Tod von Gold Roger ein großes Piratenzeitalter eingeläutet wurde. Noch ist Lumiere davon weitestgehend verschont geblieben, aber ich befürchte, dass das Schlimmste noch kommen wird. Hier in den Blues liegen die Keimzellen vieler zukünftig gefährlicher Crews und ich möchte lieber einmal ein wenig übervorsichtig sein anstatt später unsanft zu erwachen.

Ryo: Da haben sie Recht, die Zeiten sind hart, auch in den Blues. Da ist Vorsicht die Mutter der Porzellankiste, wie meine Mutter immer sagte. Ich bedanke mich jedenfalls für das aufschlussreiche Interview und wünsche ihnen viel Erfolg bei der Suche nach Stanley Bonnet

Machiavelli: Ich danke Ihnen vielmals. Und gute Heimreise.

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